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Eversten Holz

Die Geschichte eines Waldes

1200 bis 1667: Vom unentdeckten Urwald zum fürstlichen Jagdrevier

Das Eversten Holz entwickelte sich vermutlich vor rund 800 Jahren. Als auf einem Geestbuckel liegendes Überbleibsel aus einem südwestlich von Oldenburg gelegenen, großen Waldgebiet, das sich nach und nach zu einem Moor entwickelte. Reste des Moors gibt es noch im Oldenburger Naturschutzgebiet „Everstenmoor“ bis hin zum „Vehnemoor“ in den Landkreisen Cloppenburg und Ammerland.

Die Entstehungszeit des Eversten Holzes lässt sich nicht exakt bestimmen. Zunächst war es unentdeckter Urwald, dessen Baumbestand zu großen Teilen aus Kiefern, Birken, Erlen und Haselnuss bestand. Um 1428 galt das heutige Eversten Holz dann als herrenloser Wald.

1428 wurde das Gebiet zum persönlichen Jagdrevier der Oldenburger Grafen und Gräfinnen. Feuerholz und Bauholz durften ab diesem Zeitpunkt nicht mehr im Eversten Holz geschlagen werden, denn die Oldenburger Herrscher hielten hier ihre Wildtiere.

Insbesondere der oldenburgische Graf Anton Günther (1614 - 1667) wusste die zahlreichen Gehölze südwestlich der Stadt als Ort der Erholung, zum Jagen und zur Vogelbeize zu schätzen. Südlich an das Gelände des Eversten Holzes angrenzend unterhielt der Graf sogar eine Fasanerie. Auf dem östlich angrenzenden Gelände ließ er den Großen Herrengarten anlegen.

Ab 1639 wurde das Eversten Holz auch für die Schweinemast genutzt. Jedoch durfte nur eine geringe Anzahl von Schweinen in den Wald getrieben werden, um den guten Zustand des Gehölzes und das dort lebende Wild nicht zu beeinträchtigen. Die Landarbeiter:innen waren verpflichtet, das Eversten Holz zu pflegen, einzufrieden und neu zu pflanzen. 

Nachdem Graf Anton Günther 1667 verstarb und Oldenburg unter dänischer Herrschaft stand, nahm der Umfang dieser Instandhaltungsmaßnahmen aufgrund mangelnden Interesses ab. Die Anlage verkam leider zunehmend.

Vor 1800: Aufforstung und „barocke Facon“

Im Jahre 1773 wurde Oldenburg ein selbstständiges Herzogtum. Fürstbischof Friedrich August von Lübeck war bis einschließlich 1785 Oldenburgs erster Herzog und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gärten. Er ließ das Eversten Holz mit Fichten, Kiefern und Weißtannen sowie 100 jungen Eichenheister aufforsten.

Für die im Barock übliche Dreiteilung von Schloß, des davor liegenden Parterres mit rückwärtigen Bosketts und den Horizont markierendem Wald, rückte Eversten Holz in das Interesse des Herzogs. Hier bestand die Möglichkeit, der mächtigen Vegetation kurzfristig eine barocke Facon zu verleihen, wie es damals hieß.

In dieser Zeit wurde das Eversten Holzes in einen Lustgarten im barocken Stil verwandelt. Die bereits bestehende Vegetation wurde dabei in das neue Konzept integriert und mit großem gärtnerischem Aufwand gepflegt.

Zur Erholung der Oldenburger Bürger:innen ließ der Herzog Promenadenwege und einen Brunnen im Eversten Holz anlegen. Es wurden sternförmig zulaufende Eichenalleen angelegt, als Teil eines zusammenhängenden Wegesystems. In den 1780er Jahren wurde das Eversten Holz bei den Oldenburger Bürger:innen zu einem beliebten Treffpunkt und Ort für Spaziergänge.

Um die dadurch zunehmende Schädigung der Fauna und Vegetation einzudämmen, wurden Verhaltensmaßregeln erlassen und Zuwiderhandlungen unter Strafe gestellt.

Schon damals wurde also die Einflussnahme der Menschen auf die Biodiversität wahrgenommen sowie Angaben zum Boden verzeichnet:

Der Boden des Holzes war im Osten von Natur aus sumpfig, feucht und mit dicker Moorerde überzogen. Hier war die Vegetation dichter mit Eichen, Buchen, Birken und Erlen bewachsen. Im Westen hingegen war das Gelände trockener und oben mit Erde und Lehm vermischt. Zwecks Entwässerung war das Gelände von vielen Wassergräben und Teichen durchzogen.

1800 bis 1850: Umgestaltung zu einem Landschaftsgarten

Von 1785 bis 1829 regierte Großherzog Peter Friedrich Ludwig in Oldenburg. Er ließ das Eversten Holz vergrößern und die westlich anschließenden „Papenschen Weiden“ sowie das „Seggern Weidenkamp“ ankaufen. Im selben Jahr wurden im rückwärtigen Bereich des Parks geschwungene Wege angelegt und die Anlage in einen Landschaftspark umgestaltet. Es gab keine feststehenden Gebäude und ab 1821 keine baulichen Anlagen mehr. Auch das Wegekreuz wurde von acht auf vier Strahlen reduziert.

Zu Beginn der 1830er Jahre veranlasste der damalige Großherzog Paul Friedrich August (1783-1853) eine grundlegende Neugestaltung, nachdem er sich im Jahre 1831 mit der Prinzessin Cäcilie von Schweden vermählt hatte. Um der jugendlichen Fürstin in ihrer neuen Heimat ebenfalls einen Prater schaffen zu können, wurden im Eversten Holz Reit- und Fahrwege angelegt.

Da das Eversten Holz aufgrund der zwischenzeitlichen Fertigstellung des Schlossparks keine repräsentativen Aufgaben mehr übernehmen musste, wollte man nicht mehr an der einstigen barocken Gestaltung festhalten und folgte dem aufkeimenden Trend des englischen Landschaftsgartens.

Der Hofgarteninspektor Julius Friedrich Wilhelm Bosse wurde ehemals beauftragt, einen Entwurf zur Umgestaltung des Eversten Holzes in einen Erholungspark anzufertigen. Es folgte eine grundlegenden Veränderung in Stil und Erscheinungsbild: Der streng wirkenden Charakter der barocken Anlage mit seinen linear verlaufenden Wegeachsen und dem zentralen Wegestern wurde als nicht mehr zeitgemäß empfunden, somit weitestgehend aufgelöst und durch landschaftlich geprägte, natürliche anmutende Elemente verdrängt. Das von Bosse entworfene landschaftliche Gestaltungskonzept der Anlage ist bis in die heutige Zeit deutlich erkennbar.

Eine weitere Umgestaltung erfolgte durch den Aushub der Pferdetränke im Süden des Eversten Holzes. Der kleine See glich den damals noch zu hohen Wasserhaushalt im Eversten Holz aus und diente als landschaftsbildprägendes Element. Laut historischer Überlieferung hatte die Pferdetränke eine weitere besondere Aufgabe: Durch Sie soll eine Furt geführt haben, um die Kutschen vor der Einfahrt in die Stadt zu reinigen.

1950 bis heute: Denkmalschutz und Klimaanpassung für das Eversten Holz

Das Eversten Holz wurde 1947 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Wirtschaftliche Nutzungen, pflegende Maßnahmen und gärtnerische Umgestaltungen dürfen deshalb dieser Verordnung nicht widersprechen.

1991 wurde das Eversten Holz zudem als Baudenkmal im Sinne des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes ausgewiesen. In der Denkmaltopographie der Stadt Oldenburg wird das Eversten Holz in der Fassung von 1993 ebenfalls als Baudenkmal aufgeführt. Wenn heute Veränderungen am Eversten Holz angedacht werden, so haben sie sich am Zustand der Anlage im Jahre 1956 zu orientieren. Alles, was damals vorhanden war (z.B. das Wegenetz, die Umzäunung, Zusammensetzung des Baum- und Gehölzbestandes, Gräbenstruktur, Spielplatz), darf nicht grundlegend verändert werden.

Stürme insbesondere in den Jahren 1869 und 1967 haben den Gehölzbestand der Parkanlage erheblich beeinträchtigt. Zuletzt kam es im Jahr 1998 zu einem heftigen Unwetter, bei dem sehr alte Buchen und Eichen entwurzelt sowie über 140 Bäume stark beschädigt wurden. Bis heute hat sich das Eversten Holz von diesem Unglück noch nicht ganz erholt.

In den letzten Jahren macht der Klimawandel dem Gartendenkmal zu schaffen. Die Temperaturen steigen, das Wasser wird knapp, das Artensterben nimmt zu. Das Eversten Holz ist nicht nur wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Seine Gesundheit hat auch einen großen Einfluss auf unser Stadtklima. Das Eversten Holz braucht Schutz und muss widerstandsfähiger gegen den fortschreitenden Klimawandel gemacht werden. Bis Ende 2025 hat das Projekt „Klimaoasen Oldenburg” daher zum Ziel, den Schlossgarten und das Eversten Holz durch bauliche und weitere Klimaanpassungsmaßnahmen fit für die Zukunft zu machen. „Klimaoasen Oldenburg” ist ein Kooperationsprojekt des Landesmuseums Natur und Mensch, des Instituts für Biologie und Umweltwissenschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Stadt Oldenburg. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Bundesprogramms „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“.

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